Er
reichte Bruno einige ausgedruckte Blätter zu sehen und dieser erkannte den
Bericht eines früheren Falles, an den er sich aber nur schwach erinnern konnte.
Erst beim Lesen kamen die Erinnerungen.
„Barbara
Tallerwien. Mord durch ein vergiftetes Bonbon. Konnte nie nachgewiesen werden,
unter Verdacht standen Ehemann, Liebhaber, sowie zwei andere Kerle, mit denen
sie was gehabt hatte. Sie hat in ihrer Wohnung ein Bonbon gegessen, war
zusammengebrochen und unter schrecklichen Schmerzen gestorben. Das Gift war mit
einer Injektionsnadel in die Zuckermasse hineingespritzt worden. Der Fall war
langwierig und zäh, aber zum Schluss musste der Ehemann freigesprochen werden,
im Zweifel für den Angeklagten.“ Bruno schüttelte den Kopf. „Meine Güte, das
ist schon so lange her, das war doch fast noch am Anfang meiner Karriere...“ er
lächelte als er das sagte, der Junge ging aber nicht weiter darauf ein. Er zog
eine Akte von einem Stapel und reichte sie ihm.
„Hier wäre noch ein Hinweis auf die Orange. Wäre dann
eigentlich das letzte Rätsel, dann wüssten wir die Zusammenhänge. Aber wirklich
weiter sind wir damit noch nicht. Eine richtige gemeinsame Verbindung erkennt
noch niemand. Die Experten sind sich einig. Jemand muss Kenntnis von diesen
Fällen haben und der Chef machte Andeutungen, hier in der eigenen Abteilung
könnte ein fauler Fisch sein...“ er sah ihn bedeutungsvoll an und Bruno
blitzten Gesichter vor den Augen. Die Sekretärin, die ältliche Kollegin, aber
auch männliche Kollegen. Doch er traute diese Sache nicht wirklich jemandem zu,
den er kannte. Dazu war es einfach zu grausam. Das war kein Spiel. Das war ein
Serienkiller bei der Arbeit. Dementsprechend schüttelte er den Kopf und meinte
leise „Ich denke nicht. Aber ausschließen will ich Nichts. Sehen wir mal
weiter.“ Er nahm die Akte und las. Hier ging es nicht direkt um eine Orange,
sondern um ein Ehepaar, das in Urlaub gefahren war. Sie tingelten in Spanien
durch eine Orangenplantage, gerieten hier in Streit und trennten sich. Die Frau
wurde nie wieder gesehen und der Mann, den sie lange verhört hatten, konnte
keine weiteren Hinweise liefern. Die Frau war mit Sicherheit einem Verbrechen
zum Opfer gefallen. Die spanischen Behörden hatten ermittelt, aber die Frau war
niemals wieder aufgetaucht und der Fall schließlich zu den Akten gelegt.
„Meine
Güte, auch das ist schon lange her. Ich habe da nicht mal mehr dran gedacht!“
seufzte Bruno. „auf jeden Fall hat der Täter sehr alte Fälle rausgesucht. Haben
wir schon einen Hinweis auf die Zahl Sieben?“
Fabian
schüttelte den Kopf. „Nein, nichts. Wir haben nur diese Fälle, ein paar
Todesfälle, mehr gibt es leider nicht.“
Bruno
ging in dem kleinen Raum auf und ab. Es wurde Zeit sich wieder in die
Ermittlungen zu mischen. Es wurde Zeit wieder aktiv zu werden. Er konnte nicht
nur einfach hier herumsitzen. Es gab einen Serienmörder der es eigentlich nur
auf IHN selber abgesehen hatte. Nicht auf irgendwelche Opfer. Das Ziel war ER
selber und es war nicht auszuschließen, dass er das letzte Opfer sein sollte.
Nicht das Bruno Angst gehabt hätte, er war hierfür zu müde, sein Leben schon
lange vorbei. Aber diese Schachtel hatte etwas in seinem Leben bewegt. Er war nun bereit zu kämpfen. In vielerlei Hinsicht.
Er würde wieder aktiv ermitteln und Heute, wenn er abends nach Hause käme,
würde er mit Hannah reden. Also beruflich und privat war die Schachtel ein
Glücksfall gewesen. Leider nicht für die Opfer, aber er hatte auch nicht vor
darüber zu sprechen.
Er
sah den Jungen an, als schätze er ihn zum ersten Male ab, dann nickte er ihm
zu:
„Was
hälst du davon, wenn wir dieser Frau mal einen Besuch abstatten wo der
Bonbonmord stattgefunden hat?“ Fabian strahlte ihn an. Das war es doch, was er
immer gewollt hatte. Er war begeistert. Nun musste er nur noch dem Chef
Bescheid geben, aber es war Sonntag und außerdem war er doch immer noch
Ermittler bei der Mordkommission. Warum also erst fragen? Er sah auf die Uhr.
Es war zu früh um loszufahren. Er wollte die Frau nicht aus dem Bett klingeln.
Sie war weder Tatverdächtig, noch hatte er einen anderen dringenden Grund.
Dennoch, zu lange wollte er auch nicht warten.
Gemeinsam
gingen sie die Fälle durch, die sie bereits hatten und erstellten sich eine Art
Liste. Die Gegenstände der Schachtel, mit dem Vermerk auf das ungeklärte
Verbrechen, das geschehen war und den Morden der Gegenwart. Dann machten sie
Verweise, ihre Gedanken als Notizen hierzu, schrieben Daten dabei, dann
speicherte Fabian Drechsler alles und druckte eine Liste für sie aus.
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